Der nächste Stop nach Perm ist Ekaterinburg - wir haben Europa verlassen und tuckern nun durch Asien. Auch hier kommen wir wieder für eine Nacht bei Couchsurferinnen unter, mit denen wir zusammen das EM-Spiel Russland gegen Tschechien anschauen. Die Mädels sind richtig fußballbegeistert, sodass sogar ich mich anstecken lasse. Nach dem 4:1 Sieg für Russland bricht nachts auf der Straße das Chaos aus - die Russen sind wirklich ein feierwütiges Völkchen!
Wir schlafen uns aus, fahren dann aber zügig weiter nach Tyumen, wo uns die nächste Couchsurferin, Olga, erwartet. Es ist - wie die letzten Tage auch - übertrieben heiß, meistens über 33 °C. So hab ich mir Sibirien nicht vorgestellt! Bei der Suche nach der richtigen Adresse werden wir von der russischen (wohl von übertriebener Paranoia veranlassten) Baukunst überlistet - die Einfahrt zum gesuchten Haus befindet sich nicht in der Straße, nach der die Adresse lautet, sondern versteckt hinter vielen Nebenstraßen und umgeben von Mauern.
Endlich angekomen, werden wir zum Glück fürstlich von unserer Couchsurferin bekocht. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag gleich weiter Richtung Omsk, doch es ist so heiß, dass wir beschließen, einen Pausentag einzulegen und zusammen mit unserer Gastgeberin an einen Badesee zu fahren. Ihre Freunde tauchen auch auf und grillen Schaschlick - ein gemütlicher Nachmittag!
Abends will uns Olga noch die Stadt zeigen und wir marschieren ein paar Stunden durchs nächtliche Tyumen. Hier gibt es eine ganz bekannte Brücke, an der frisch Verheiratete ein Vorhängeschloss anbringen und die Schlüssel in den Fluss werfen, als Symbol für eine dauerhafte Beziehung. Blöd nur, dass das viele Leute vorhaben und deshalb die Schlösser nach ein paar Monaten wieder entfernt werden ;)
Am nächsten Tag kommt jemand nicht recht aus den Federn, weshalb wir erst gegen 15 Uhr starten können.
Bei der Ausfahrt aus Tyumen überholt uns ein Auto, der Beifahrer lehnt sich aus dem Fenster, formt die Finger zur Pistole und "feuert" in unsere Richtung. Da hat wohl jemand schlechte Erfahrungen mit den Deutschen gemacht... Teilweise verständlich, aber dennoch traurig.
Kurz vor Feierabend treffen wir noch zwei Biker aus Polen und der Ukraine, die mit ihren BMWs in einem Monat durch Russland über die Mongolei nach Wladivostok wollen. Sie würden ca. 1000 km am Tag machen, sagten sie... na wenn das auf russischen Straßen noch Spaß macht?
Am Abend campen wir wieder und probieren das in Perm erworbene Mückenspray aus. Tatsächlich - es wirkt, und das sogar besser als das DEET-Spray, das ich noch von Kambodscha dabei habe. Wenn man nicht ständig selbst das Abendessen ist, schmecken die Nudeln doch gleich viel besser.
Anderntags machen wir recht viel Strecke und halten nur kurz mittags abei einem Cafè mit WiFi, um nachzusehen ob uns für Novosibirsk schon ein Couchsurfer eingeladen hat. Wider Erwarten Fehlanzeige... die rosigen Tage sind wohl vorbei, wo sich die Leute aus Perm und Ekaterinburg um uns gerissen haben.
Auch heute überholen uns wieder seltsame Gestalten: Einmal zeigt mir einer den Hitlergruß aus dem Beifahrerfenster, ein andermal werde ich beim Überholen derart in den Gegenverkehr gedrängt, dass ich scharf abbremsen und mich wieder weit hinten einreihen muss, um nicht vom entgegenkommenden LKW platt gemacht zu werden.
Abends campen wir wieder - nahezu mückenfrei!
Eigentlich hatten wir in Novosibirsk vor, ein Internetcafè zu finden um zu sehen, ob sich nicht doch ein Couchsurfer unserer erbarmt - doch es kommt anders. Kurz vor der Stadt treffen wir Igor, einen Biker aus der Gegend. Er telefoniert sofort mit einem Bekannten aus Novosibirsk, bei dem wir übernachten können.
Wir werden bei einem Cafè aufgesammelt und fahren Anton, userem Gastgeber, hinterher nach Novosibirsk. Er fährt einen Supersportler und man merkt, dass es ihm schwer fällt, sich an unser langsames Tempo anzupassen.
Es stellt sich heraus, dass er einen Laden für Motorradzubehör besitzt, in dem wir gleich das Stöbern anfangen. Ich habe schon Hoffnung, hier günstig an neue Reifen zu kommen, doch Fehlanzeige. Er hat nichts Passedes vorrätig, bestellen sei kompliziert, langwierig und überhaupt verdammt teuer. Für den Metzeler Tourance EXP würde ich ca. doppelt so viel wie in Deutschland zahlen... na dann versuche ich halt, auf meinen alten Schlappen noch bis nach Hause zu kommen.
Anton gibt sich immer als guter Gastgeber, läd uns zum Essen ein und organsiert nachts um 12 noch die Fahrt zu einer privaten Banja in der Umgebung - weil bei ihm das heiße Wasser nicht funktioniert. Obwohl es mir schon fast etwas zu spät am Tag ist, freue ich mich natürlich, endlich mal eine original russische Banja zu erleben. Komplett ausgestattet mit Saunahut liegt man auf der heißen Holzbank und wird mit einem Eichenzweig, der davor in kochemdem Wasser lag, verprügelt. Interessante Erfahrung, aber ich weiß nicht, ob ich das jeden Tag brauche...
Am nächsten Tag werden wir zu einer Werkstatt begleitet, in der man den Startproblemen der Enfield nun endgültig auf den Grund gehen will. Es gibt wieder ein riesengroßes Hallo von wegen Dieselmotor in indischer Enfield, aber ungewaschen will keiner der Jungs am Moped schauben. Wir fahren also erst mal um die Ecke zur Autowäscherei und pusten den Dreck aus Mamadysh vom Lack.
Zurück in der Werkstatt folgt der Mechaniker dem Kabelverlauf, nimmt den Scheinwerfer ab - und hat binnen fünf Minuten den Defekt gefunden: Seltsamerweise war ein Massekontakt nicht isoliert und hat eine Steckverbindung gebrutzelt. Dreck abgekratzt und alles isoliert, schon startet die Enfield wieder wie eine Eins. Damn, da hätten wir theoretisch auch mal nachschauen können! Hinterher ist man bekanntlich immer klüger...
Da wir eigentlich für Anton noch zum Dank Kässpatzen machen wollen, begeben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Ding, das als Spätzlesieb herhalten könnte. Wir haben erst die Idee, eine Metallplatte zu kaufen und da Löcher hineinzubohren, finden aber im "Baumarkt" nichts Passendes. Eher spasshalber schauen wir nochmal in die Küchenabteilung - und was hängt da? Ein "Gnocchi Grater", zu gut deutsch "Spätzlehobel"!
Leider kommen wir nicht dazu, den Neukauf einzusetzen, weil Anton Ewigkeiten im Laden bleibt und danach unsere Einladung "vergessen" hat. Stattdessen treffen wir uns noch mit den anderen Bikern zu einer Ausfahrt duchrs abendliche Novosibirsk - mitsamt Videodreh. Ich drücke meine Kamera einem Typen in die Hand, der aus dem Beifahrerfenster des Autos heraus filmt, wie die ganze Truppe die Hauptstraße der Stadt entlang zum Bikertreff an der Brücke fährt. Super Spektakel!
Wir schlafen uns aus, fahren dann aber zügig weiter nach Tyumen, wo uns die nächste Couchsurferin, Olga, erwartet. Es ist - wie die letzten Tage auch - übertrieben heiß, meistens über 33 °C. So hab ich mir Sibirien nicht vorgestellt! Bei der Suche nach der richtigen Adresse werden wir von der russischen (wohl von übertriebener Paranoia veranlassten) Baukunst überlistet - die Einfahrt zum gesuchten Haus befindet sich nicht in der Straße, nach der die Adresse lautet, sondern versteckt hinter vielen Nebenstraßen und umgeben von Mauern.
Endlich angekomen, werden wir zum Glück fürstlich von unserer Couchsurferin bekocht. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag gleich weiter Richtung Omsk, doch es ist so heiß, dass wir beschließen, einen Pausentag einzulegen und zusammen mit unserer Gastgeberin an einen Badesee zu fahren. Ihre Freunde tauchen auch auf und grillen Schaschlick - ein gemütlicher Nachmittag!
Abends will uns Olga noch die Stadt zeigen und wir marschieren ein paar Stunden durchs nächtliche Tyumen. Hier gibt es eine ganz bekannte Brücke, an der frisch Verheiratete ein Vorhängeschloss anbringen und die Schlüssel in den Fluss werfen, als Symbol für eine dauerhafte Beziehung. Blöd nur, dass das viele Leute vorhaben und deshalb die Schlösser nach ein paar Monaten wieder entfernt werden ;)
Am nächsten Tag kommt jemand nicht recht aus den Federn, weshalb wir erst gegen 15 Uhr starten können.
Bei der Ausfahrt aus Tyumen überholt uns ein Auto, der Beifahrer lehnt sich aus dem Fenster, formt die Finger zur Pistole und "feuert" in unsere Richtung. Da hat wohl jemand schlechte Erfahrungen mit den Deutschen gemacht... Teilweise verständlich, aber dennoch traurig.
Kurz vor Feierabend treffen wir noch zwei Biker aus Polen und der Ukraine, die mit ihren BMWs in einem Monat durch Russland über die Mongolei nach Wladivostok wollen. Sie würden ca. 1000 km am Tag machen, sagten sie... na wenn das auf russischen Straßen noch Spaß macht?
Mit der BMW würde ich auch gerne durch Russland fahren... |
Anderntags machen wir recht viel Strecke und halten nur kurz mittags abei einem Cafè mit WiFi, um nachzusehen ob uns für Novosibirsk schon ein Couchsurfer eingeladen hat. Wider Erwarten Fehlanzeige... die rosigen Tage sind wohl vorbei, wo sich die Leute aus Perm und Ekaterinburg um uns gerissen haben.
Die Enfield und das Unwetter |
Abends campen wir wieder - nahezu mückenfrei!
Eigentlich hatten wir in Novosibirsk vor, ein Internetcafè zu finden um zu sehen, ob sich nicht doch ein Couchsurfer unserer erbarmt - doch es kommt anders. Kurz vor der Stadt treffen wir Igor, einen Biker aus der Gegend. Er telefoniert sofort mit einem Bekannten aus Novosibirsk, bei dem wir übernachten können.
Wir werden bei einem Cafè aufgesammelt und fahren Anton, userem Gastgeber, hinterher nach Novosibirsk. Er fährt einen Supersportler und man merkt, dass es ihm schwer fällt, sich an unser langsames Tempo anzupassen.
Es stellt sich heraus, dass er einen Laden für Motorradzubehör besitzt, in dem wir gleich das Stöbern anfangen. Ich habe schon Hoffnung, hier günstig an neue Reifen zu kommen, doch Fehlanzeige. Er hat nichts Passedes vorrätig, bestellen sei kompliziert, langwierig und überhaupt verdammt teuer. Für den Metzeler Tourance EXP würde ich ca. doppelt so viel wie in Deutschland zahlen... na dann versuche ich halt, auf meinen alten Schlappen noch bis nach Hause zu kommen.
Anton gibt sich immer als guter Gastgeber, läd uns zum Essen ein und organsiert nachts um 12 noch die Fahrt zu einer privaten Banja in der Umgebung - weil bei ihm das heiße Wasser nicht funktioniert. Obwohl es mir schon fast etwas zu spät am Tag ist, freue ich mich natürlich, endlich mal eine original russische Banja zu erleben. Komplett ausgestattet mit Saunahut liegt man auf der heißen Holzbank und wird mit einem Eichenzweig, der davor in kochemdem Wasser lag, verprügelt. Interessante Erfahrung, aber ich weiß nicht, ob ich das jeden Tag brauche...
Bottich zum Abkühlen nach der Banja |
Zurück in der Werkstatt folgt der Mechaniker dem Kabelverlauf, nimmt den Scheinwerfer ab - und hat binnen fünf Minuten den Defekt gefunden: Seltsamerweise war ein Massekontakt nicht isoliert und hat eine Steckverbindung gebrutzelt. Dreck abgekratzt und alles isoliert, schon startet die Enfield wieder wie eine Eins. Damn, da hätten wir theoretisch auch mal nachschauen können! Hinterher ist man bekanntlich immer klüger...
Da wir eigentlich für Anton noch zum Dank Kässpatzen machen wollen, begeben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Ding, das als Spätzlesieb herhalten könnte. Wir haben erst die Idee, eine Metallplatte zu kaufen und da Löcher hineinzubohren, finden aber im "Baumarkt" nichts Passendes. Eher spasshalber schauen wir nochmal in die Küchenabteilung - und was hängt da? Ein "Gnocchi Grater", zu gut deutsch "Spätzlehobel"!
Leider kommen wir nicht dazu, den Neukauf einzusetzen, weil Anton Ewigkeiten im Laden bleibt und danach unsere Einladung "vergessen" hat. Stattdessen treffen wir uns noch mit den anderen Bikern zu einer Ausfahrt duchrs abendliche Novosibirsk - mitsamt Videodreh. Ich drücke meine Kamera einem Typen in die Hand, der aus dem Beifahrerfenster des Autos heraus filmt, wie die ganze Truppe die Hauptstraße der Stadt entlang zum Bikertreff an der Brücke fährt. Super Spektakel!
Mit den Bikern von Novosibirsk |
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