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Samstag, 19. Mai 2012

Tschechien und Polen

Los gehts! Eine vollbepackte Vahrenkamp Diesel Enfield, eine ebenso überladene Suzuki XF 650 und drei Leute, die zwischen das Gepäck auch noch irgendwie auf die Maschinen passen müssen:

Diesel Enfield und Suzuki XF 650 beim Start

Über die Autobahn geht es recht schnell zur tschechischen Grenze. Auf tschechischer Seite werden die Straßen spürbar schlechter, trotzdem erreichen wir gegen 19 Uhr einen Campingplatz nahe dem Zoo in Prag.
Direkt zum Zeltaufbau beginnt es zu regnen, dann zeigt sich gleich noch ein ganz anderes Problem: Mein vom VauDe "Fachmann" frisch repariertes Zelt ist nicht aufbaubar, weil der Held bei der Reparatur des Stangenbruchs nicht nur ein falsches Stangenelement, sondern auch noch ein Element zu viel und eine falsche Endhülse eingebaut hat. Provisorisch zerbreche ich ein Stangenelement und fixe das Ende mit Tape, damit sich das Zelt wenigstens aufbauen lässt.
Das geht ja gut los! Zum Glück brauchen wir das Zelt nur bis Moskau, weil dort Daniels Sozia absteigt und wieder zurück nach Deutschland fliegt. Von da an reicht uns dann unser großes Zweimannzelt.

Am nächsten Tag ist das Wetter wieder gut und wir bummeln gemütlich durch die Straßen Prags. Der Eintritt zur Burg ist zwar recht übertrieben, aber vor allem das Goldene Gässchen, die Straße mit den Häusern, die direkt an die Stadtmauer gebaut wurden, ist ganz nett.

Da wir recht unter Zeitdruck stehen, fahren wir gleich am nächsten Tag weiter nach Polen Richtung Oswiecim, in Deutschland besser bekannt als Auschwitz.
Auf dem Weg machen wir noch bei Sedlec Halt, wo eine Kapelle steht, deren Wandschmuck und Inneneinrichtung ausschließlich aus den Gebeinen der Pesttoten besteht, die in der Umgebung beerdigt wurden. Ist ja schön, dass die Knochen hier noch einen sinnvollen Zweck erfüllen, aber es sieht doch arg schräg aus...

Knochenkapelle bei Sedlec

Leider herrscht vor der Grenze ein dutzende Kilometer langer Stau, der sich durch mehrere Ortschaften zieht, sodass unser Zeitplan ziemlich durcheinander kommt.
Noch dazu ist es ziemlich kalt, was vor allem Daniels Sozia arg zusetzt, deshalb steuern wir gegen 19 Uhr das nächstbeste Hotel auf der Strecke an.

Wir haben Glück und erwischen ein bezahlbares Zweibettzimmer, sogar ein gutes Abendessen gibts noch im Restaurant. Daniel versucht noch, an polnisches Bargeld zu kommen, aber die Wechselstuben haben natürlich zu. So muss mal wieder meine Visacard herhalten...

Am nächsten Tag erreichen wir über die Autobahn recht schnell Auschwitz und quartieren uns gleich wieder in einem Hotel ein. Dekadenter Luxusurlaub!
Den Nachmittag verbringen wir damit, das Gelände von Auschwitz I und Auschwitz II zu besichtigen. Nie hätte ich gedacht, dass das Gelände von Auschwitz Birkenau dermaßen riesige Ausmaße hätte... über mehrere Kilometer erstrecken sich Baracken an Baracken, immer parallel zum Schienenstrang, der bis in den hinteren Bereich zu den Gaskammern geführt hat. Wir brauchen mehrere Stunden um das Gelände einmal abzulaufen.
Mit dem Bus fahren wir wieder die drei Kilometer zurück nach Auschwitz I, wo der Wahnsinn weitergeht: In mehreren Lagerhäusern wurden tonnenweise Haare, Schuhe, Reisekoffer, Zahnbürsten und andere Besitztümer der im KZ umgebrachten Menschen fein säuberlich sortiert. Viel davon wurde wieder zurück nach Deutschland geschafft und für die Zivilbevölkerung weiterverwendet.

Die nach der Flucht der Deutschen zurückgelassenen Reste werden jetzt in hohen Glaskästen ausgestellt... ein komisches Gefühl, durch einen Gang zu laufen, in dem links und rechts bis unter die Decke (Kinder-) Schuhe gestapelt sind, von denen man genau weiß, wem sie mal gehört haben...



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