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Dienstag, 22. Mai 2012

Kiew

 Der Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine ist wie eine kleine Zeitreise. An der Grenze selbst sehen wir einige lustige Gestalten, so zum Beispiel einen Typ, der sein Gespann zum Grenzposten schiebt, oder ein Auto, das ein anderes durchschleppt. Nach der Grenze fährt das Auto aber seltsamerweise wieder von allein... Die Dörfer sehen weitaus ärmer aus, ab und zu überholt man ein Pferdefuhrwerk, und der Fahrstil wird allgemein krimineller.
Da es schon recht spät ist, fahren wir nach Lviv (der Stadt mit den größten Schlaglöchern) einfach in einen Feldweg ab und zelten im Wald.



Morgens bauen wir schnell das Zelt ab und holpern über den Waldweg zurück zur Hauptstraße. Den ganzen Tag fahren wir die Magistrale 6 entlang, meist schnurgerade durch Wälder und kleine Ortschaften, wo tollerweise Zebrastreifen die Autobahn kreuzen.

Für uns halb so wild, da wir laut ADAC-Information mit dem Motorrad in der Ukraine nur 80 km/h fahren dürfen. Wir sind also permanent ein noch größeres Verkehrshindernis als die letzten Tage davor. Gegen Nachmittag erreichen wir Zytomyr, und ab dort ist die Straße zur Hauptstadt quasi eine einzige Baustelle.
Offiziell ist das Tempolimit hier bei meist 50 km/h, woran sich natürlich niemand hält. Um nicht alles zu blockieren, passen wir uns dem Verkehr an - und tatsächlich: Vor jeder Polizeistation und Kontrolle bremst der ganze Konvoi ab auf ordnungsgemäße Geschwindigkeit, man muss also kaum selbst darauf achten. Perfekt!

Seitdem wir die Couchsurfer angeschrieben haben, hatten wir keinen Internetzugang mehr, deshalb war der Plan, in Kiew zunächst einen WLAN Hotspot zu finden um einen Platz für die Nacht zu organisieren. Wir fahren kreuz und quer durch die Stadt auf der Suche nach irgendwas mit Internetzugang, aber vergeblich.
Schließlich halten wir an und fragen einige Passanten. Plötzlich hält ein Auto neben uns, darin ein paar Studenten aus Aachen und ihr ukrainischer Gastgeber. Spontan läd er uns zu sich ein - das nenn ich mal Gastfreundschaft! Wir folgen ihm kreuz und quer durch Kiew und erreichen schließlich das Haus seiner Familie auf einem kleinen Hügel.

Wir werden super bewirtet und erfahren, was es mit den Aachenern auf sich hat: Valerie, unser Gastgeber, organsiert seit 15 Jahren Studentenaustausche zwischen Kiew und Aachen. Der Trupp, der heute angekommen ist, wird bei mehreren einheimischen Studenten untergebracht, die in ein paar Monaten dafür nach Deutschland kommen.
Am Abend schließen wir uns den Studenten an, die in der Wohnung einer Studentin Party machen.Danach geht es noch ins "Schulz", ein Lokal mit eigener Brauerei. Ich bestelle mir ein Weißbier, das lustigerweise im Maßkrug und mit Zitronenscheibe serviert wird...

Am nächsten Tag gehen wir mit den Studenten an den Stadtstrand von Kiew. Es dauert zwar eine Weile, bis wir durch das Baustellenchaos durch Kiew gekommen sind, aber auch hier erweist sich mein Garmin GPS mit den OpenStreetmap Karten als super Orientierungshilfe. Billiger als ein Navi und weltweit einsetzbar... perfekt!

Ich mache noch mit Hanna, eine der Studentinnen aus Kiew, eine kleine Motorradtour, weil sie unbedingt mal wenigstens hinten auf einem Motorrad mitfahren wollte, aber dann müssen die Studenten auch gleich weiter zur "Eröffnungsversammlung" in einem Restaurant.
Wir kommen mit, stellen aber schnell fest, dass wir eigentlich fehl am Platze sind... es ist ein kleiner Laden, in dem es außer für die Gruppe weder andere Gäste noch Sitzplätze gibt. Wir bekommen zwar an einem Tisch in der Ecke ein kleines Abendessen, verschwinden aber danach schnell.


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