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Sonntag, 23. September 2012

Der Heimweg durch Russland - die Highlights



Russland heißt uns gleich mit einem nächtlichen Starkregen willkommen, der den ehemals guten Weg, den wir zum Übernachten abgefahren waren, in einen schlammigen Hang verwandelt. Mit Müh und Not rutschen wir zurück zur befestigten Straße, um gleich danach vor dem nächsten Problem zu stehen. Daniel wird vor mir immer langsamer und fährt schließlich rechts ran. Als ich in frage, was los sei, meint er nur: „Hoffentlich hat sich mein Gaszug nur ausgehängt…“. Leider hat er sich nicht ausgehängt, sondern ist direkt hinter dem Hebel gerissen. Daniel hat zwar einen Ersatzzug dabei, dummerweise fehlt uns aber ein Seitenschneider, mit dem wir den neuen Zug zurechtschneiden können. Über einen Kontakt in Irkutsk telefonieren wir uns umständlich Hilfe herbei. Und tatsächlich tauchen nach ein paar Stunden Warterei im Regen Biker aus Ulan Ude auf, die uns helfen die Enfield wieder flott zu machen.

Schließlich geleiten sie uns zur Garage es Bikeclubs von Ulan Ude, wo wir nächtigen dürfen und anderntags im Konvoi nach Baikalsk zu einem Bikefestival fahren.
Baikalsk ist ein kleiner Ort direkt am Baikalsee. Auf dem Weg dorthin spricht uns ein australisches Pärchen an, die zu zweit auf einer KTM unterwegs sind. Wir laden sie ein und sie begleiten uns aufs Festival. Dort treffen wir auch Roman und Anja wieder, die beiden Biker, die uns in Schelesnogorsk aufgenommen hatten. Es läuft wie auf dem letzten Festival – wir kommen gar nicht dazu, unsere eigenen Lebensmittel- und Alkoholvorräte anzurühren, weil wir von unseren Zeltnachbarn ständig versorgt werden. Neben all dem Feiern kommt trotzdem immer mal wieder das Gespräch auf die Landespolitik, und man merkt deutlich, dass dem Großteil durchaus bewusst ist, dass mit der Putin-Regierung so einiges im Argen liegt. 

Gruppenfoto auf dem Festival
 Wir lassen es uns gut gehen, aber danach benötigen unsere Maschinen dringend etwas Zuwendung. Daniels Enfield springt immer seltener an, und mein Simmering ist wieder undicht geworden. Die Mongolenmethode zum Abdichten war wohl doch nicht ganz so effektiv…
Auf dem Festival treffen wir zum Glück Slava, einen Biker aus Irkutsk. Er verschiebt kurzerhand einen geplanten Ausflug und fährt mit uns zu seiner Werkstatt. Hier bauen wir bei meiner Maschine einen neuen Simmering ein und wechseln das Gabelöl, bei Daniels Enfield reinigen wir den den Startermotor. Nach vielen tausend Kilometern scheint das Problem endlich behoben – die Enfield startet ohne Mucken von selbst!

Slava auf seiner Maschine
 Da es recht spät geworden ist, übernachten wir bei Slava. Auch hier fühlen wir uns wieder wie Gott in Frankreich und dürfen seine neuesten Elektronikspielereien bewundern. Am nächsten Tag begleitet er uns noch zur Abfahrt Richtung Krasnojarsk. Als wir einen Tag später dort ankommen, wundern wir uns, wieso diese dicke Dunstwolke über der gesamten Stadt liegt. Erst jetzt erfahren wir von den verheerenden Waldbränden, die wohl in der gesamten Region wüten und bereits viele Menschenleben gekostet haben. Wir hatten wohl viel Glück, denn an unserer Route war davon nichts zu sehen – wir hatten immer arglos im Wald gezeltet. 

In Krasnojarsk kommen wir bei einer Bikerin unter, die wir bereits auf dem Hinweg auf dem ersten Festival kennengelernt hatten. Wir halten es zwei Tage bei nahezu südostasiatischem Klima in der Stadt aus, dann fahren wir zu dritt weiter Richtung Novosibirsk. Hier soll tags darauf eins der größten Bikefestivals des Landes stattfinden. Da es über 800 km Strecke sind, nächtigen wir zwischendrin im Bikepost von Achinsk.
Anderntags werden wir frühmorgens um halb 6 geweckt und fahren im Konvoi weiter. Leider regnet es die meiste Zeit, und die Enfield mag auch öfter mal nicht mehr anspringen. Die Reparatur in Irkutsk war wohl doch nicht genug…

Im Stadtchaos von Novosibirsk versuchen wir das Festivalgelände zu finden. Nach einigem Umherirren und viel Warterei auf die Dame, die ihre Maschine wohl nicht wirklich beherrscht, hat ein lokaler Biker endlich Erbarmen und führt uns hin. Das Festival ist zwar wirklich beeindruckend, aber für meinen Geschmack zu groß. Da so viel los ist, wird das Ganze irgendwie unpersönlich… 

Weiter geht es Richtung Volgograd, das hierzulande vermutlich als Stalingrad noch gut bekannt ist. Die Pausen werden immer seltener, wir halten nur noch zum Tanken und für Reparaturen. Mitten auf der Strecke springt meine Susi plötzlich nicht mehr an. Ich befürchte schon das Schlimmste, aber zum Glück hat sich nur ein Batteriekontakt gelockert. Eigentlich kein Wunder nach den vielen tausend Kilometern holpriger Landstraße…

Kurz vor Volgograd stoppen wir bei einem Einkaufscentrum um über das offene Wifi nach Couchsurfern zu suchen. Wir werden prompt fündig, doch nicht nur das. Daniel erfährt auch, dass er nach vielen Jahren Warten endlich sein Medizinstudium beginnen kann. Das Dumme dabei: Er muss sich in wenigen Tagen persönlich einschreiben. Der geplante Umweg übers Schwarze Meer ist somit wohl hinfällig, jetzt heißt es Gas geben!

In Volgograd gönnen wir uns noch eine letzte Pause bei außerordentlich netten Couchsurfern. Nina hat uns aufgenommen, um mal wieder Deutsch zu sprechen. Sie und ihr Mann wollen irgendwann mit der kleinen Tochter nach Deutschland ziehen, am liebsten nach München.
Wir kommen in der luxuriösen Wohnung der Mutter unter, die gerade in Griechenland im Urlaub ist. Sie ist wohl eine Richterin im Ruhestand, was die drei Badezimmer und zwei Schlafzimmer erklärt. Sogar die Katze hat ein eigenes Badezimmer – sie hat gelernt, das Waschbecken als Katzenklo zu verwenden!

Wieder kommen wir uns vor wie die Könige. Die beiden fahren Essen, Bier und Wodka auf, und wir sitzen den ganzen Abend zusammen. Sie erzählen uns, dass die Wohnungspreise in Volgograd noch weit über denen in Moskau liegen, der Verdienst hier jedoch um einiges geringer ausfällt. Ihre Prognosen für die zukünftige finanzielle und politische Situation im Land fallen düster aus, alles in allem wollen sie so bald als möglich nach Deutschland ziehen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob wir wirklich im Gelobten Land wohnen, aber sie sind fest davon überzeugt, dass es nur besser sein kann. Na dann – ich drück dir die Daumen, Nina!

Am nächsten Tag bekommen wir eine ausgedehnte Stadtführung. Volgograd ist sauber, aufgeräumt und insgesamt meine Lieblingsstadt Russlands. Wir besuchen das Panoramamuseum, in dem der Krieg erstaunlich gut und neutral aufgearbeitet ist, und die riesengroße Statue "Rodina mat sowjot!" (in etwa „Mutter Heimat ruft euch!“). Sie wurde 1967 gebaut, um dem Sieg der sowjetischen Streitkräfte zu gedenken und ist irre 85 Meter hoch.

Rodina mat sowjot!
Abends revanchieren wir uns für die Gastfreundschaft mit Kässpatzen und Mousse au Chocolat. Die beiden Gerichte kommen zum Glück gut an, und wir müssen sogar die Rezepte da lassen.
Anderntags richtet Daniel noch mal seine Kupplung, während ich mit Nina eine Runde mit dem Motorrad drehe. Sie erzählt, dass sie früher Offroad-Rennen mit Geländewagen gefahren ist, deshalb muss ich zum Glück nicht allzu zurückhaltend fahren. 

Nun, da die Enfield wieder ordentlich kuppelt, fahren wir weiter Richtung Ukraine. Wir haben noch ein paar Rubel übrig, die wir an einem kleinen Restaurant ein paar Kilometer vor der Grenze in Piroggen und Tschai investieren. Als wir weiterfahren wollen, gibt es noch eine letzte Überraschung made in Russia: Die Enfield hat einen platten Hinterreifen! Wir überlegen erst, an Ort und Stelle selbst zu versuchen, den Mantel abzuziehen und den Schlauch zu tauschen, doch nach den schlechten Erfahrungen in der Mongolei mit unseren zu kleinen Montiereisen beschließen wir, die Maschine doch besser zur nächsten Werkstatt zu schieben. Die sind in Russland zum Glück nie weit, und nach ein paar Stunden ist das Rad wieder fast wie neu.

Allerdings ist uns bei der Reparatur aufgefallen, dass die Kette wohl über viele Kilometer zu locker gespannt war und deshalb einige Zähne des Kettenblatts „gefressen“ hat. Das nenn ich mal überzeugende indische Qualität! Es wird also immer spannender…
Die Ukraine empfängt uns mit Regen. Ich halte an, um mir meine Regenkombi anzuziehen. Daniel hat seine Kombi vermutlich in Krasnojarsk liegen lassen und fährt deshalb schon mal weiter. Ich hole ihn ja dann sicher demnächst ein...

Ich fahre weiter und wundere mich nach einiger Zeit, dass ich ihn immer noch nicht sehe. Nach Verlassen eines Ortes bin ich deshalb froh, wieder Gas geben zu können. Dummerweise kommt nach der nächsten Kurve gleich wieder ein Ortsschild, und ich lasse die Maschine ausrollen – da steht auch schon ein Polizist am Straßenrand und winkt mich raus. Angeblich haben sie mich mit der Laserpistole direkt am Ortsschild angepeilt, wo ich offenbar 85 statt der erlaubten 60 km/h drauf hatte. Er erzählt mir erst, dass die Strafe umgerechnet über 50 € betragen würde. Ich sage ihm, dass ich keine ukrainischen Rivnas dabei habe (was auch stimmt), und krame zwei verknitterte 10 Dollar-Scheine hervor. Er guckt erst skeptisch, doch genau in dem Moment winkt der Kollege einen LKW raus. Jetzt hat der Polizist es plötzlich eilig, bedeutet mir nur, die 20 Dollar unauffällig auf den Boden des Fahrzeugs zu legen und zu verschwinden. 

Teils bin ich froh, so billig davongekommen zu sein, aber andererseits ärgert mich diese Korruption auch. Daniel hat zum Glück ein paar Kilometer weiter an einer Tankstelle gewartet und zusammen fahren wir weiter. In den letzten Monaten haben wir uns angewöhnt, nicht mehr allzu viel auf Verkehrsschilder zu geben, und so überholen wir bei einem ziemlich sinnlosen Überholverbot wieder einen langsamen LKW. Daniel fährt vorneweg, als an mir plötzlich eine Polizei mit Blaulicht vorbeirauscht. Ich will mich schon freuen, dass sie mich diesmal nicht angehalten haben, da sehe ich sie schon, wie sie in der nächsten Kurve vor mir Daniel rausgezogen haben und mich nun auch anhalten. 

 Diesmal haben sie mein Vergehen sogar beweissicher auf Film gebannt. Sie waren wohl irgendwo hinter uns und haben die Videokamera angeschaltet, nachdem Daniel überholt hat, wohl wissend, dass ich folgen werde. Natürlich reden auch sie erst wieder was von „Protokoll, Protokoll“, nur um dann später generös anzubieten, darauf zu verzichten. Sie würden sich mit 35 Dollar pro Nase zufriedengeben. Ich habe nur noch 20 Dollar übrig, und allzu viele Rivnas hat Daniel auch nicht mehr. Nach einigen Diskussionen kommt heraus, dass sie wirklich nur mich auf Video haben und Daniels illegalen Überholvorgang nicht beweisen können. So kommen wir schließlich mit 35 Dollar davon.

Da heute offenbar alle Polizisten ihre eigene Kasse aufbessern müssen, fahren wir vorsichtig und ordentlich weiter. Doch auch das schützt uns nur bedingt: An einem Polizeiposten werden wir wieder angehalten, diesmal werden wir der Trunkenheit am Steuer verdächtigt. Zuerst darf Daniel pusten – natürlich zeigt der Alkomat 0,0 Promille. Als ich an der Reihe bin, verdeckt er Polizist das Display mit der Hand und drückt erst irgendwelche Knöpfe am Gerät, um uns dann einen Wert jenseits der 1,0 Promille zu präsentieren. Bei einem derart dämlichen Versuch kann ich nur lachen. Ich bestehe auf eine erneute Messung und schaue diesmal sofort auf die Anzeige – na also. Zum Glück sieht der Polizist auch ein, hier keine Chancen zu haben und lässt uns unverrichteter Dinge ziehen.

Als wir uns der slowakischen Grenze nähern, wird das Wetter zum Glück besser, die Strecke durch die Karpaten wird endlich wieder interessanter und polizeiärmer. Nach den schlechten – und teuren – Erfahrungen des Tages wollen wir die Ukraine unbedingt noch heute verlassen, doch auch hier will das Land uns nicht ganz gehen lassen. Kurz vor der Grenze springt die Kette der Enfield bei einer Bodenwelle vom ausgeschlagenen Kettenblatt – zum Glück verkeilt sie sich nicht und Daniel kann kontrolliert rechts ranfahren. Wir spannen die Kette extrem nach und fahren langsam bis zur Grenze. Inzwischen ist es dunkel geworden und vor der Grenze staut es sich. Eigentlich hatten wir gehofft, halbwegs schnell in die Slowakei zu kommen… Deprimiert stellen wir uns an und richten uns auf eine stundenlange Warterei ein, da spricht uns ein Ukrainer vor uns in der Reihe auf Deutsch an. Er ist beeindruckt von unserer Reise und will uns helfen. Die Grenzer kennt er offenbar persönlich, und wenig später dürfen wir auf einer Sonderspur an allen vorbei fahren. Schnell werden wir abgefertigt und fahren zur EU-Einreisekontrolle. Hier ist der Stau noch länger, doch wir werden wieder vorbei gewinkt. Auch der Grenzer auf der slowakischen Seite interessiert sich mehr für das dieselbetriebene Motorrad als für unser Gepäck oder die Papiere, und so sind wir nach einem lockeren Plausch endlich wieder auf guten EU-Straßen unterwegs. 

Der letzte Morgen der Reise - in der Slowakei

Es ist nun nach Mitternacht und stockfinster, deshalb zelten wir kurz nach der Grenze auf einem abgemähten Feld. Wir beide wollen nun nur noch die Enfield wenn möglich aus eigener Kraft nach Hause bringen und beschließen deshalb, gleich am nächsten Tag die restlichen 1200 km nach Hause zu fahren. Die Autobahn in der Slowakei ist zum Glück weitestgehend fertiggestellt, leer und schlaglochfrei. Wir fahren so schnell wie es der Dieselmotor zulässt und halten nur zum Tanken und um die österreichische Vignette zu kaufen. Auf deutscher Seite hält uns ein kleiner Stau nur kurz auf und so findet die Reise mit einer 19stündigen Marathonetappe ein würdiges ENDE.

Danke fürs Lesen! :)

Albtraum zu Pferd



Wir kommen um einiges später als geplant von Ulaan Bataar weg, weil ich noch über einen deutschen Expat einen Ersatzschlauch kaufen muss. Aufgrund des irren Stadtverkehrs (die Polizei hatte jede zweite Kreuzung abgesperrt, weil irgendwelcher hoher Besuch aus Amerika anwesend war), benötigte der Fahrer, der den Schlauch bringen sollte, weitaus länger als geplant.
Am Ende klappt es jedoch und wir verlassen in der Abenddämmerung UB. Ein paar Meter vor der Stadt müssen wir bereits unser Nachtlager aufschlagen, weil es dunkel wird. Da wir keinen wirklich guten blickgeschützten Platz finden, sind wir morgens wieder recht früh auf den Beinen bzw. Rädern, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Im Ausgleich dazu beschließen wir, früh Feierabend zu machen und schlagen unser Zelt in einem kleinen Waldgebiet auf, wo wir den Nachmittag faulenzen.

Bei einem kleinen Spaziergang durch die Gegend entdecke ich erstaunlich viele Pferdeschädel, die hier und da einfach in der Gegend herumliegen. Ab und zu findet man auch ein paar Hufe, doch der Rest des Tiers scheint anderswo abgeblieben zu sein. Zurück beim Camp bekommen wir noch Besuch von einem Einheimischen zu Pferde. Er bedient sich an Keksen und Zigaretten, ansonsten ist die Kommunikation jedoch ziemlich eingeschränkt. Zum Glück sieht er das auch recht bald ein und reitet wieder davon.

Schnurgerade Landstraßen - kein Wunder, dass meine Reifen so ungleich abgefahren sind!
 Tags darauf erreichen wir gegen Mittag Kuchirt, einen kleinen Ort von dem aus die Piste nach Bat Ölzii abgeht. Wir sind erstaunt, wie gut sich die Staubstraße fährt  - selbst eine erste Flussdurchquerung stellt kein großes Problem dar. An einem schönen Platz am Fluss schlagen wir die Zelte auf und verbringen den Abend mit Schwimmen und Holz fürs Lagerfeuer sammeln.
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich Marissa in Bat Ölzii treffen, doch sie schreibt uns eine SMS,  dass sie es voraussichtlich nicht mehr schafft. Stattdessen würde nochmal zwei Tage später eine andere Couchsurferin kommen, und wir könnten mit ihr und Marissas einheimischem Freund eine Tour zu Pferd machen. Wir suchen uns also wieder einen Lagerplatz in der Nähe des Ortes, was sich aufgrund der zunehmend steinigen Wiesen als recht kompliziert herausstellt, und warten.
Am folgenden Tag fahren wir zurück in den Ort, wobei ich direkt nach einer Flussdurchquerung bei dem Versuch, mitsamt Sozius und vollbeladener Maschine einen sandigen steilen Hang raufzufahren, kläglich scheitere.

Nachdem die Maschine wieder brav auf ihren zwei Rädern steht und das Gepäck befestigt ist, treffen wir Dalai, Marissas Freund, bei der Quelle des Dorfes. Das Erste, das uns an ihm auffällt, ist das Messer im Stiefel. Und das erste Thema, das er anspricht, ist Geld. Rasch zählt er auf, was uns der Pferdetrip kosten würde: Wir müssten unsere Pferde, Packpferd, sein Pferd, das Pferd des Begleiters usw. bezahlen, alles in allem nennt er eine Summe, die gut doppelt so hoch ist wie die ursprünglich mit Marissa Vereinbarte. Das alles erfahren wir auch nur, weil zufällig ein Dolmetscher anwesend ist – Dalai spricht nämlich kein Wort Englisch, und unser Mongolisch ist auch etwas eingerostet.
Wir beschließen, ihn trotzdem zu seiner Familie zu begleiten und das Finanzielle dann nochmal telefonisch mit Marissa zu klären. Er fährt auf einer kleinen chinesischen Enduro vorneweg und wir folgen ihm mit Müh und Not durch Flüsse und einen immer schlechter werdenden Pfad. Vor allem Daniel hat Probleme, dran zu bleiben, da seine Enfield nun wirklich nicht für Flussdurchquerungen geeignet ist. Weit nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Jurte seiner Familie, wo wir von dem schon ziemlich angetrunkenen Vater anlässlich des gerade beginnenden Naadam-Festivals ein paar Vodka spendiert bekommen.

Sonnenuntergang in der Steppe
 Die Familie verdient offensichtlich ihr Geld damit, ein paar umstehende Gers an Touristen zu vermieten. Spät in der Nacht kommt noch ein Mongole aus UB mit seiner Familie an und will ein Ger mieten, doch wir haben anscheinend das letzte freie besetzt. Da auch bei den umliegenden Familien alles belegt ist, treten wir ihm unser Ger ab und bauen unser Zelt auf. Er ist uns so dankbar, dass er mit ein paar Bier bei uns vorbeischaut. Es stellt sich heraus, dass er aufgrund seines Berufs als Filmemacher ausgezeichnet Englisch spricht, und so sitzen wir bis spät in die Nacht zusammen und schauen uns einen  seiner Filme über die Mongolei an. 

Da wir zu wenig Vorräte für einen mehrtägigen Trip in die Wildnis dabei haben, wollen Nico und ich am nächsten Tag eigentlich nochmal nach Bat Ölzii fahren, aber wir entdecken zum Glück einen kleinen Laden etwas weiter vorn im Tal. Auch nicht schlecht, so bleibt uns die holprige Rückfahrt und die vielen Flussdurchquerungen erspart. Auch wenn alles etwas teurer ist, decken wir uns doch reichlich mit Vorräten ein, da wir schon ahnen, dass vermutlich nicht nur wir drei davon essen werden…

Wir telefonieren auch nochmals mit Marissa, die uns nach Rücksprache mit Dalai versichert, dass es beim ursprünglich vereinbarten Preis bleibt. Wunderbar, denken wir uns, dann ist ja alles geregelt!
Anderntags hat sich noch eine weitere Mitreisende, Frederike aus Holland, eingefunden, die mit uns zu den Seen reiten wird. Dalai erscheint mit den Pferden und einem weiteren Jungen, der sich um das Packpferd kümmern wird. Wir packen unsere Lebensmittel und Schlafsäcke auf das Packpferd und machen uns mit den Gäulen vertraut. Pferde lassen sich eigentlich mit zwei Worten beschreiben – unbequem und unberechenbar. Entweder das Vieh läuft langsam, wenn es galoppieren soll, oder es rennt plötzlich los. Meine Steigbügel sind irgendwie zu weit oben, weshalb ich mich nicht ordentlich aufstellen kann wenn das Pferd schneller wird. Leider ist auch der ganze Sattel so verbastelt, dass ich die Steigbügel nicht tiefer hängen kann – bereits nach ein paar Stunden habe ich höllische Schmerzen in den Knien. Und das soll noch drei Tage so weitergehen? Na vielen Dank…

Am frühen Nachmittag erreichen wir die Gers einer Familie, die weiter oben im Tal wohnt. Sie räumen eine der Gers für uns und wir machen es uns bequem. Nebendran befindet sich ein kleines Geschäft, in dem Dalai sich sofort ein Bier kauft. Das ist wohl auch der Auslöser dafür, dass er wieder zu seinem liebsten Gesprächsthema kommt – Geld. Mit einer irren Mischung aus Mongolisch mit ein paar Brocken Englisch macht er uns klar, dass er doch mehr Geld brauche. Moment – ich dachte, das hätten wir gestern geklärt? Zum Glück reitet gerade eine andere Gruppe dabei, die einen Dolmetscher dabei haben. Er hilft uns, und wir erinnern ihn an das gestrige Gespräch mit Marissa. Plötzlich wird er wieder einsichtig und meint, es würde beim alten Preis bleiben, da wir ja Freunde seiner Freundin seien. Na endlich, jetzt ist die Sache zum Glück geklärt. 

Nach diesem Gespräch verschwinden Dalai und der Junge. Wir kochen schließlich unser Abendessen, rollen die Schlafsäcke aus und machen es uns bequem. Da es nur vier Betten gibt, nehmen wir erst an, dass unsere Guides irgendwo anders nächtigen. Pustekuchen – gegen 11 hören wir Pferdehufe draußen und der Junge kommt hinein. Wir rutschen etwas zusammen und machen ihm ein Bett frei.
Wo Dalai wohl steckt? In der Jurte nebenan geht es plötzlich hoch her, es scheint ein großer Streit ausgebrochen zu sein. Untermalt wird das Ganze noch von einem heulenden Kleinkind – wir wollen uns gar nicht genau vorstellen, was da drüben abgeht. Schließlich wird es ruhiger und Dalai kommt zu uns ins Ger. Er ist voll wie ein Haus, hat noch eine überschwappende Dose Bier in der Hand und brüllt irgendwas von „Lampää“. Es dauert eine Weile, bis wir schlaftrunken verstehen, was er will und eine Taschenlampe anschalten. 

Nun fällt ihm offensichtlich sein Hauptgesprächsthema wieder ein und er will – wieder mal – mehr Geld. Er setzt sich nacheinander auf unsere Betten und ist kurz davor, handgreiflich zu werden. Als wir uns dumm stellen und ihn bitten, das Gespräch doch auf morgen zu verschieben, wird er wütend und fängt an, unsere Ausrüstung durchs Zelt zu schmeißen. Als er schließlich auf der Suche nach irgendeinem scharfen Gegenstand Daniels Essbesteck an sich nimmt, bin ich kurz davor, die Tour sofort zu beenden. Besser im Wald nächtigen als von einem besoffenen Mongolen im Schlafsack abgestochen zu werden…

Er verlässt zum Glück das Ger wieder, und als er etwas später wiederkommt, scheint er sich beruhigt zu haben. Er lallt irgendwas von „Freund, Freund“ und sucht nach einem Schlafplatz. Dummerweise sind alle Betten belegt, weshalb er erst einen von uns aufscheucht. Ich habe zum Glück meine Isomatte dabei und biete ihm meinen Platz an. Irgendwie passt es ihm jedoch auch nicht, als ich es mir auf dem Boden bequem mache. Erst kommandiert er den Jungen auf die Matte am Boden, der dem Befehl auch umgehend nachkommt, dann überlegt er es sich doch nochmal anders und nimmt die Matte selbst. Auch das passt offensichtlich nicht, denn am Ende bleibt die Matte ungenutzt und er teilt sich mit dem Jungen ein Bett. 

Auch wenn nach einiger Zeit endlich Ruhe einkehrt, schlafen wir verständlicherweise eher schlecht in dieser Nacht. Selbst Daniel ist frühmorgens wach, und zusammen mit Nico überlegen wir uns, den Trip schon heute zu beenden. Frederike jedoch scheint eine rosarote Brille auf der Nase festgewachsen zu sein: Das wäre doch halb so wild gewesen heute Nacht, wir würden das viel zu eng sehen, der Trip sei doch ganz toll!

Als dann auch noch Dalai aufwacht, sich entschuldigt und um eine Kopfschmerztablette bittet, lassen wir uns überreden und setzen den Trip fort. Wir kommen am Ende des Tals an und reiten einen steilen schlammigen Waldweg hinauf. Die Pferde kämpfen sich einen ab, aber schließlich kommen wir über den Pass und sehen auf der anderen Seite in ein großes Tal.
An einem See machen wir schließlich  Pause und satteln die Pferde ab. Nebenan sind ein paar Gers, also vermuten wir, dass wir darin übernachten. Unser Gepäck bleibt jedoch auf der Wiese liegen und wir reiten weiter zu den Seen. Wieder müssen ein paar Flüsse durchquert werden und es zeigt sich, dass mein Pferd wohl wasserscheu ist. Klaus, wie ich es getauft habe, ist sowieso eher von der faulen Sorte. Ständig will es irgendwo fressen, vom Galoppieren hält es auch recht wenig, wenn ihm nicht gerade jemand von hinten mit dem Zügel peitscht… Im Vergleich zu Daniel habe ich jedoch offensichtlich Glück gehabt, denn sein Pferd erweist sich als nur begrenzt geländegängig: Es stolpert plötzlich und Daniel steigt vornüber ab. Zum Glück waren wir nur langsam unterwegs…
Der Himmel bewölkt sich bereits bedenklich als wir am Abend wieder bei unserer Ausrüstung ankommen. Auf dem Rückweg hatten wir schon überlegt, was heute Unvorhergesehenes passiert – eher zum Spaß meinte ich, dass wir heute sicher unter freiem Himmel nächtigen müssen.
So falsch lag ich gar nicht: Offensichtlich ist das Ger nebenan „belegt“ (oder es will jemand kein Geld dafür ausgeben…), wir hätten ja Schlafsäcke dabei und könnten doch hier auf der Wiese übernachten! Am Himmel sieht es bereits nach Jahrhundertgewitter aus…

Abendstimmung
 Kurzerhand beschließen wir, uns im Wald einen Unterstand zu bauen, um nicht vollkommen nass zu werden. Zu viert legen wir los und schaffen es tatsächlich, in nicht ganz zwei Stunden ein ganz brauchbares Dach zu basteln. Damit das Regenwasser ein bisschen abläuft, legen wir als oberste Schicht frische Tannenzweige. Dalai kommt vorbei und findet es furchtbar lustig, dass wir uns ein Dach bauen. Er und sein Begleiter machen es sich in ihren Mänteln auf der Wiese bei den Gäulen bequem und bekommen den die ganze Nacht andauernden Wolkenbruch wohl wunderbar mit. Unser Dach hält uns das Schlimmste vom Leib, und an einem kleinen Feuer trocknen unsere klamm gewordenen Schlafsäcke am nächsten Morgen schnell. 

Zurück auf der Wiese ist zunächst keine Spur von Dalai und dem Jungen. Schließlich kommt er mit einem Übersetzer und einem der Bewohner des nebenstehenden Gers an. Der erklärt uns, dass es in der Mongolei verboten sei, Zweige von lebenden Bäumen abzubrechen. Wir hatten für unser Dach ein paar Tannenzweige obenauf gelegt… Er sei der „Polizist“ der Region und müsse eine „Strafe“ kassieren. Er schaut sich unseren Unterschlupf an, prüft mit gewichtiger Mine die Zweige und unterhält sich schließlich mit Dalai und dem Dolmetscher. Sie hätten eine gnädige Lösung gefunden – wir hätten doch Alkohol dabei…? Aha, das ist also der Grund für das Drama. Tatsächlich hatten wir eine Flasche Wodka im Gepäck, die uns der Mongole mit der Familie geschenkt hatte, dem wir vor ein paar Tagen unser Ger bei Dalais Eltern abgetreten hatten. 

Nachdem wir unsere Strafe „bezahlt“ haben, dürfen wir uns in dem Ger seiner Familie aufwärmen, während er mit Dalai offensichtlich unsere Flasche vernichtet. Wir trocknen unsere Klamotten und werden sogar mit Milchtee (eigentlich Reiswasser mit sehr wenig Tee und Milch, dafür mit umso mehr Salz) bewirtet, der hier gar nicht mal so übel schmeckt.

Als der Regen nachlässt und wir das Ger verlassen, ist Dalai schon wieder gut dabei und will – wie könnte es anders sein – mal wieder mehr Geld. Lustigerweise fordert er jetzt wieder eine nochmals höhere Summe als die Tage davor… wir könnens nicht mehr hören. Auch haben wir nur begrenzt mongolische Turuk dabei und könnten das, was er will, gar nicht bar zahlen. Mithilfe des Dolmetschers einigen wir uns darauf, direkt heute zurück zu reiten um so nur drei Tage bezahlen zu müssen. Dafür würde unser Barstand knapp reichen.

Obwohl wir nun der höheren Summe zugestimmt haben, scheint Dalai trotzdem nicht zufrieden und reitet wütend davon. Wir folgen zusammen mit dem Jungen und dem Packpferd, und treffen Dalai schließlich bei dem Ger wieder, wo wir bereits die erste Nacht verbracht hatten. Er liegt in der Sonne und scheint schon wieder ordentlich getankt zu haben. Nach einiger Wartezeit eröffnet er uns, dass wir doch nicht heute zurück reiten könnten, die Pferde seien zu müde. 

Zuerst meint er, dass er trotzdem nur für drei Tage Geld wolle, doch eine halbe Stunde später hat er das offensichtlich wieder vergessen. Er scheint uns auch nicht zu glauben, dass wir wirklich nicht mehr Bargeld in der Tasche haben, und der Streit droht erneut zu eskalieren. Bevor er handgreiflich wird, hält ihn zum Glück ein älterer Mongole zurück. Dalai ist zwar ein echtes Fliegengewicht, und besonders nach diesem Alkoholkonsum würde er vermutlich nicht mal gegen einen von uns ankommen, dennoch steht unsere gesamte Ausrüstung bei seinen Eltern, weshalb wir dadurch wirklich Probleme bekommen könnten.

Wir gehen deshalb jedem Streit aus dem Weg und beschwichtigen ihn wo es geht, was er uns offenbar als Schwäche und Angst auslegt und sich deshalb furchtbar überlegen fühlt – was er ja im Grunde auch ist.
Da uns nichts anderes übrig bleibt, verbringen wir nun noch eine Nacht in dem Ger. Das Ganze trägt allmählich die Züge einer Geiselnahme… unsere Ausrüstung und die Motorräder stehen zwar nur knapp 18 km Luftlinie entfernt, und wir überlegen uns schon, einfach zurück zu laufen. Allerdings haben wir auf der ganzen Strecke keinen Handyempfang und Dalai ist mit dem Pferd im Zweifelsfall schneller bei unseren Sachen als wir selbst. Wer weiß, was er damit anstellt, wenn er denkt, wir würden uns absetzen und die Zeche prellen...

Am Abend ist Dalai natürlich wieder mit seinem Pferd verschwunden, um sich irgendwo zu betrinken. Wie war das, die Pferde sind zu müde?
Spätnachts wankt er wieder ins Zelt und wir befürchten schon das Schlimmste. Ich habe meinen Rucksack mit dem Wichtigsten gepackt neben mir, um zur Not einfach verschwinden zu können, sollte er jetzt endgültig austicken. Seltsamerweise ist er jedoch auffallend freundlich und lallt wieder irgendwas von „Freund, Freund“. Er setzt sich nacheinander auf jedes Bett und erzählt uns irgendwelche Stories auf Mongolisch, vermischt mit ein paar Brocken Englisch. Ich verstehe natürlich nur die Hälfte, aber offensichtlich will er uns davon überzeugen, dass er Dschingis Kan ist. Na klar!

Zum Glück recht bald Ruhe, und so reiten wir am nächsten Morgen wenigstens halbwegs ausgeruht zurück zu unseren Motorrädern. Wir verlieren keine Zeit und packen sofort auf, da es schon bedenklich nach Regen aussieht. Natürlich muss jedoch zuerst das Finanzielle geklärt werden – wir sind schon gespannt, wie viel er nun fordern wird. Jetzt haben wir jedoch einen nicht zu unterschätzenden Trumpf: Es gibt wieder Handyempfang und wir können das Ganze mit Marissa klären. Sie versichert uns, wir sollten nur die ursprünglich vereinbarte Summe zahlen. Dalai scheint davon gar nicht begeistert und wedelt uns erst mit einem scharfen Schaschlikspieß vor der Nase herum, greift sich aber schließlich das Geld und fährt mit seinem Moped davon.
Wir sind doch ganz glücklich mit dem Ausgang der Geschichte und fahren, nachdem wir uns von der Familie verabschiedet haben, wieder zurück nach Bat Ölzii. Unser Lager schlagen wir ein paar Kilometer hinter dem Ort an derselben Stelle auf, an der wir schon auf dem Herweg genächtigt hatten. Leider beginnt es wie aus Eimern zu regnen, und so verbringen wir den Abend im Zelt. Auch am nächsten Tag wird das Wetter nicht besser, weshalb wir beschließen, erst mal auszuspannen und bis zum nächsten Tag zu warten. Bei diesem Wolkenbruch wäre der gesamte Rückweg zur Straße eine einzige Schlammpiste und schwierig bis unmöglich zu fahren. 

Flussdurchquerungen sind immer eine nasse und rutschige Angelegenheit
  Anderntags ist es zum Glück wieder halbwegs trocken und wir erreichen endlich ordentlich befestigte Straßen. Wir campen nochmals, bevor wir schließlich nach Ulan Bataar zurückfahren. Leider regnet es uns auf den letzten paar Kilometern nochmals richtig ein, und so kommen wir tropfnass in der Hauptstadt an. Eigentlich hatten wir vor, nochmals bei Marissa zu übernachten und diese seltsame Pferdegeschichte zu besprechen, aber sie scheint nicht zu Hause zu sein. Am Vortag meinte sie noch, dass wir vermutlich bei ihr übernachten könnten, also warten wir vor dem Haus ab.
Plötzlich taucht Frederike auf. Sie hatte uns nach der Pferdetour verlassen um sich noch anderswo ein Kloster anzusehen. Anscheinend hatte sie auch mit Marissa telefoniert und nächtigt nun bei ihr. Also ist sie doch zu Hause…? Wir bitten sie, Marissa zu sagen, dass wir hier unten stehen. Sollte sie uns nochmal aufnehmen wollen, wird sie sich ja melden. Nach einer Stunde hören wir immer noch nichts von den beiden – na gut, keine Antwort ist auch eine Antwort.

Offensichtlich hat die übertrieben optimistische Frederike Marissa eine andere Version der Geschichte erzählt und uns als die bösen Deutschen dargestellt, die alles zu eng sehen. Bereits während der Tour hatte sie alle Unannehmlichkeiten entweder ignoriert oder sie war bei drohenden Handgreiflichkeiten gar nicht anwesend. Noch nie habe ich einen Menschen gesehen, der sich die Welt so schönreden kann… na gut, alles  Übel zu ignorieren ist wohl auch ein Weg zu einem glücklichen Leben.
Da wir noch ein Dach über dem Kopf brauchen, begeben wir uns wohl oder übel in ein Hostel. Hier verlässt uns Nico am nächsten Tag und reist mit ein paar Mädels weiter. Er will noch einige Zeit in der Mongolei bleiben, wir allerdings müssen allmählich den Rückweg antreten. Ein paar Tage zögert sich unsere Abfahrt jedoch noch heraus, denn ich will über Herrn Scholz von Steppenfuchs Reisen, der mir schon vor einer Woche mit dem Ersatzschlauch ausgeholfen hatte, noch einen neuen Hinterreifen kaufen. Meiner ist recht ungleich abgefahren, da die Straßen in Russland ja meistens schnurgerade verlaufen, und hart an der Grenze zur Legalität. Herr Scholz hat einen guten Vorrat an kaum gefahrenen Mänteln, die auf den neuen Maschinen, die er in die Mongolei gefahren hat, montiert waren. Ich suche mir für knapp 30 € einen fast neuen Metzeler Tourance raus – ein Schnäppchen!